Boomer und Burnout. Ein vertrautes Paar
Mit unserer Generation ist der Burnout groß raus gekommen. Warum wohl? Weil wir so drauf waren, daß viele von uns einen Burnout hatten. Arbeiten bis zur Erschöpfung, das fanden wir irgendwie gut, ethisch angesagt, alternativlos. Die Wirtschaftswoche hat eine aufschlussreiche Geschichte daraus gemacht. Gesprächspartner ist Andreas Hillert, Chefarzt der Schön Klinik Roseneck.
Die wichtigsten Punkte:
- Leitmotiv der Babyboomer waren Leitsätze wie: nur wer etwas leistet, ist etwas wert
- Das passte zu Wirtschaftswunderjahren, führte aber tendenziell auch zu Überlastung, mindestens oft an Belastungsgrenzen
- „Burnout“ wurde ab 1974 als Begriff bekannt, führte zu Ratgeberboom, um eben diesen zu verhindern. Gekauft wurden diese Ratgeber vor allem von den gestressten Babyboomern
- Generation Z dagegen, also unsere Kinder, leben diese Ratgeber schon: sie können „nein“ sagen, achtsam sein, Grenzen setzen, die Sinnhaftigkeit von Aufgaben und eigene Ziele ins Auge fassen.
- Wir Babyboomer haben entweder auch „nein“-Sagen gelernt oder mit Stressesymptomen den Arbeitsmarkt mit vorzeitiger Rente verlassen.
- Konkret: von 1993-2001 haben weniger als 10% der Beamten die Regelaltersgrenze erreicht. Hauptgrund für Frühpensionierungen: Psychische Erkrankungen.
- Die Frühpensionierungs-Quote sinke seitdem wg. der erhöhten Versorgungsabschläge
Aber:
- wissenschaftlich erwiesen ist, dass nicht jeder, der mehr als 40 Stunden pro Woche arbeitet, medizinisch gefährdet ist
- weniger Stress erlebt, wer das Verhältnis aus eigener Leistung und Entgelt, Anerkennung und Lernmöglichkeiten als ausgeglichen empfindet.
- Belastungserleben hat mit Generationszugehörigkeit zu tun: junge Menschen leider oft unter Ziellosigkeit und Desorientierung. Also einem Mangel an dem, was wir Babyboomer im Überfluss hatten: Identifikation mit beruflichen Zielen.
Unser Fazit:
Ein Artikel, der zu denken gibt: sollten wir nicht dankbar sein, wenn unsere Kinder aus unseren Fehlern lernen – statt sie „als Weicheier“ zu kritisieren? Nichts anderes ist es ja, wenn derzeit 65% der Führungskräfte, sprich unserer Generation, die Genration Z für nicht kritikfähig halten.
Quelle: