Hey Boomer, was hältst Du von…Emotionen?
Wir sind doch eher sachorientiert erzogen worden. „Kind, Du sollst es mal besser haben, als wir“, war der Spruch unserer Eltern. Heutzutage haben unsere Kinder eher andere Themen, z.B.: „ich will’s gar nicht so gut haben wir ihr!“
Letzeres geschehen in der Familie Bahlsen, also den Keks-Bahlsens aus Hannover.
Deren 29jährige Tochter Verena hat keinen Bock mehr auf den Stress bzw. Stress zu machen im Führungszirkel Ihres Familienunternehmens. Sie hat aber nicht Papa Bahlsen leise „Servus!“ gesagt, sondern ihren Emo-Stress via LinkedIn in die Welt gepustet, äh gepostet. Und damit auch für einen Artikel in der Wirtschaftswoche gesorgt, wo in einem Abschnitt auch wir Babyboomer vorkommen. Auf die Frage der Wiwo-Kollegin Svenja Gelowicz antwortet Wirtschaftspsychologe Prof. Uwe Kanning:
„…Emotionale Posts von Führungskräften gab es zuletzt häufiger – allerdings stammen die alle von jüngeren Chefs. Der CEO einer US-Marketingagentur zeigte sich vor einigen Monaten tränenüberströmt und ließ verlauten, ihn plagten Schuldgefühle, denn er musste Mitarbeiter entlassen. Kaum vorstellbar, dass sich ein Martin Winterkorn oder ein Joe Kaeser jemals so gezeigt hätten: Ist diese neue Emotionalität vor allem ein Generationsthema?
Jüngere Leute sind da sicherlich anders sozialisiert als die Generation Baby-Boomer. Und bezeichnend ist ja, dass das im Internet passiert. Da ist es normal, dass Menschen ihr Privatleben zur Schau stellen, sich in der Badewanne zeigen und über ihr Innerstes detailreich Auskunft geben. Dieser Wandel ist stark durch die sozialen Netzwerke geprägt und je älter Personen sind, desto weniger sozialisiert sind sie mit diesem Verhalten. Ein Martin Winterkorn, der sich reumütig in der Öffentlichkeit zeigt und zugibt, Fehler gemacht zu haben? Nein, der möchte Stärke ausstrahlen – und würde eher anderen die Schuld zuschieben.“
Mein Kommentar: Privates sollte privat bleiben. Allgemein Relevantes öffentlich werden. Ich finde es ok, wenn eine junge Frau überfordert ist und daraus Konsequenzen zieht. Ich finde es nicht ok, wenn eine junge Frau ihre private Überforderung öffentlich macht, nicht aber die strukturellen, für die Öffentlichkeit relevanten Aspekte öffentlich reflektiert. Das hat dankenswerterweise die Wiwo übernommen.
Um-Frage: Fehlerkultur
Ich kann schon mal öffentlich zugeben, daß ich Fehler gemacht habe
Ich bin da eher mentaler Verwandter von Joe Kaeser und Martin Winterkorn